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Crash-Recorder einbauen | 15% weniger Zahlen | Sinn = ?

Seit neuestem wird auf allen Schweizern Fernsehsendern für einen Crash-Recorder der Axa-Winterthur geworben. Für jeden unter 25 der sich einen „Crash-Recorder“ einbauen lässt, gibt’s 15% Ermässigung.

Letzte Woche wurde das spezielle Gadget dann auch tatsächlich verfügbar. Jeder der entschliesst solch ein Gerät einzubauen, bekommt die anfallenden Einbaukosten von der Axa-Winterthur zurückerstattet.

Nun, aber was macht dieser Crash Controller im Hintergrund? Was ist daran so besonders? Was veranlasst die Axa-Winterthur allen Jugendlichen nach dem Einbau eines solchen Geräts 15% Ermässigung auf ihre Autoversicherung zu geben?

Eigentlich hört sich die Funktion des Gerätes ja ziemlich harmlos und interessant an. Der Crash-Recorder speichert lediglich die gefahrene Geschwindigkeit der letzten 10 Sekunden vor dem Crash. Mit der Speicherung dieser Angaben soll die Schuldzuweisung und auch die allfällige Versicherungshaftung bei einem Unfall gesichert werden. Um hier mal nicht die angebliche Abschreckung vor Raserei nicht bei Seite zu lassen.

So argumentiert die Axa-Winterthur für den Einsatz eines solchen Recorders… aber warum sollte ich mir so ein Gerät einbauen lassen?

Raserei eindämmen?

Die Befürworter eines solchen Gerätes sprechen von einer reduzierten Bereitschaft zur Raserei nach dem Einbau eines solchen Gerätes im Auto.

Unfälle die durch Raserei herbeigeführt wurden, hängen sehr oft mit einer Selbstüberschätzung des rasenden Fahrzeugführers zusammen. Demzufolge rechnet auch kein Raser mit einem Unfall in solch einem Geschwindigkeitsrausch, egal wie krank und ungebremst er in eine Kurve fährt oder wie halsbrecherisch sein Überholmanöver ist. Es wird mit solch einem Gerät kein Unfall verhindert.

Zugegebenermassen geschehen täglich zahlreiche Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit. Und doch kommt es täglich auch zu Unfällen die gar nichts mit einer überhöhter Geschwindigkeit zu tun haben. Schon mal daran gedacht, dass täglich auch Leute wegen Missachtung des Vortritts, purer Dummheit/Unachtsamkeit und Alkohol am Steuer sterben? Wie wärs mit 0.0 Promille?

Wer jetzt denkt ich würde Raserei verherrlichen, möge bitte gehen. Ich habe mich übrigens schon öfters zur Sinnlosigkeit der Raserei zu Wort gemeldet. So geschehen hier und hier.

Langsam != Sicher!

Wie oft musste ich schon mit ansehen wie alte Omas oder verängstigte Autofahrer beinah einen Unfall herbeiprovoziert hatten nur weil sie sich kaum trauen bei perfekten Verhältnissen schneller als 30km/h zu fahren. Wenn ein Fahrer zu langsam unterwegs ist, sollte man diesen mindestens genauso gefährlich einstufen wie jemand der zu schnell unterwegs ist.

Jung != Unfallverursacher!

Natürlich wird jemand der schon seit 20 Jahren auf der Strasse unterwegs ist nicht so schnell einen Unfall verursachen wie ein Junglenker der noch kaum Erfahrung im Umgang mit seinem Auto hat.

Aber warum sollte ein Jugendlicher mit 20 Jahren und einem 2-Jährigem Führerschein der sich noch nie etwas zu schuld kommen liess, mehr bezahlen als ein 30-jähriger der die Prüfung erst vor einigen Monaten bestanden hat?

Warum verschweigt man so oft, dass auch vor allem im Strassenverkehr routinierte Personen vor Unachtsamkeit nur so überquellen und immer wieder Unfälle verursachen?…

Datenschutz

Obwohl das Gerät nur die letzten 10 Sekunden vor dem Unfall speichert, kann die breite Akzeptanz eines solchen Gerätes in der Zukunft einen grossen Nachteil mit sich bringen. Wenn das Gerät breit akzeptiert wird und auch eingesetzt wird, muss man damit rechnen bald auch gezwungen werd andere Geräte einzubauen die andere „relevante“ Daten aufzeichnen. Ganz nach dem Motto: „Ich hab ja nix zu verbergen“ wird dann ein Recorder eingebaut zB. allfällige der Gespräche im Auto aufzeichnet.

15% Weniger Prämie, und dann?

Der Kunde wird mit einer niedrigeren Prämie gelockt, weil die Axa wohl damit rechnet durch solch einen Recorder weniger Fälle übernehmen zu müssen. Damit wird ein Fahrerer nicht sicherer. Mit solch einem Recorder wird auch das Auto nicht sichern – ergo lassen sich damit auch keine Unfälle verhindern.

Anstatt dem 15% Rabatt beim Einbau des Gerätes, sollte man allen Versicherten einen Rabatt von 15% anbieten nachdem man einige Sicherheitskurse absolviert hat.

Nicht mit mir

Wem helfe ich beim Einbau eines solchen Recorders? Eher dem Versicherungskonzern oder mir selber?

Bei mir wird so ein Ding nie im Auto landen. Eine kurze Suche auf Comparis und ein darauffolgender Versicherungswechsel kann mehr als nur 15% Rabatt bringen – und das ohne Crash-Recorder.